Gedicht

Eine Party

01.12.2016 - Celina Grein

Das ganze Leben eine große Party, du kommst schwer hinein, angsteinflößende Türsteher, doppelt so breit wie hoch, Hobbywrestler
auf Arbeitssuche. Schlüpfst du unter ihren Ellenbogen durch, brummender Bass schleudert dich fast wieder aus dem pulsierenden Haus,
pochend wie ein menschliches Herz. Menschenmassen, Personenansammlungen, Stroboskope, Schwarzlichtprojektionen beleuchten zuckend,
stammelnd, die Szenerie.

Umsehen, fliegende Pupillen, stolpernd, wankend in die Menge. Hochprozentiges in die verkrampfte Hand, trinken, kippen, saufen.
Aus dem Stolpern ist ein Schlingern, ein Taumeln geworden. Alles leicht, schwer, gleichzeitig.

Du tanzst, du lachst, du lebst.

Dein Glücksgefühl, gesteigert in pure Euphorie, explodiert schillernd und glitzernd über den Köpfen der Menschheit, ein
Feuerwerk des Schönen.

Du tanzst, du lachst, du lebst.

Musik streichelt deine Sinne, verprügelt sie, lullt sie ein.
Flüchtige Blicke, können sich nicht fassen, finden sich, halten sich fest, klammern aneinander, verlieren sich, sehen sich
nie, nie wieder.

Hass, Freundschaft, Angst, Teilnahmslosigkeit, Liebe, Trauer, all das zusammen, dein Körper vibriert, erbebt, flattert, Gefühle treiben
ihn an, wie ein Wind über dem Meer.
Meer aus menschlichen Körpern, von oben alle gleich, schwingende, peitschende Haare auf wippenden, sich schüttelnden Köpfen.

Du tanzst, du lachst, du lebst.

Deine Augen gewöhnen sich an die weißen Blitze, siehst klar, siehst Dreck, siehst Verwahrlosung. Siehst Baracken anstatt
verschnörkelter Fassade. Gesprungene Kacheln, statt sterilen weißen Fliesen. Menschen sind hässlich, egoistisch, hinterlistig.
Realismus tut weh, verzerrt.

Der Morgen danach

Du kneifst deine Augen zusammen, es strengt dich an, die Sonne, hell, penetrant und überfröhlich, zwingt dich dazu.
Fast blinder Spiegel, Altersflecken, zersprungenes Glas, an der gegenüberliegenden, nackten Wand, Augenringe, Falten,
Gefühl der Zerschlagenheit, Kopf zerspringt vor Schmerzen, kein klarer Gedanke, Erinnerungsfetzen, helles Licht, stockfinstere Nacht.

Wo bist du eigentlich, der Ort unbekannt, fremd? Pupillenstreifzug, Blick ins Neue, was siehst du? Im Alkoholrausch schlafende Leiber, im Geiste in drogenmanipulierten Träumen, im Nirwana der Atheisten, gleichmäßig atmende Massen. Ekel schüttelt dich und deinen kranken, verseuchten Körper. Verlierst den Halt, schwankst, strauchelst, fällst.

 

 

Du hast das Leben gekostet, die verbotene Frucht des Paradieses.

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