Gedicht

Gib mir den Rest

15.08.2015 - Sanna Hübsch

Ich sah durch dich durch, sah die Wand die in tausend Teile zersplittert, in tausend Mosaiksteinchen auseinandergefallene verfallene Steinwand, sah auf die Decke, die sich höher als tausend Wolken, über mir zusammenzogen, sah den Regen aus Deutungen kommen, sah die Erde, die sich um sich selbst drehte, ohne einen Augenblick zu zögern, Stillstand vortäuschend, stillstehend sah ich den Boden von meinen Füßen gleiten, durch Gras verwelkt,  mit den Gegebenheiten arrangiert, akzeptierte Käfer darauf krabbelnd, während sie schamlos Essensreste auffraßen, sah schwarze Lehmstühle auf deinem Papier, die die Welt schwarz malten in meinem Kopf, sah den Wind sich auf mich drückend, bis ich nach Luft schnappen musste, ehe ich vergaß, das ich vor langer Zeit aufgehört hatte zu atmen, während der Kreis sich schloss und ich dennoch um Luft bangte, fühlte ich wie die Schweißtröpfchen auf meiner Stirn sich sammelten, wie die Hitze die Angst vorm Ersticken erschlug, spürte ich wie meine Augen sich schlossen, automatisiert, aromatisierte Perlen in meinem Mund schmeckend, wie ich das Augenlicht genoss, durch dich durch sah, mich erkannte als die Wand.

 

 

Foto: trlzoultro

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