Gedicht

Lethe

01.05.2023 - Christina Hennemann

Stell dir eine Waage vor, schwingend

von Salz zu Wasser, die abgestandenen Schlucke

während du dabei bist zu wiegen

was nicht gemessen werden sollte. Ein Zwicken

in der Hautfalte, die in deinem Nacken schlummert,

wo die Zeit dich sanft in ihrem Mund trägt

wie einen Welpen, harmlos im Schlaf. Eine Pfütze

sammelt sich um dein Gesicht,

wo die Welt in jedes offene Auge sinkt

als wärst du ein Schwamm und porös.

Trost kommt zu dir in Stichen

zwischen den Wunden. Blut trocknet schneller

als ein im Meer getränktes Handtuch, gehängt

über die Leine in einer sternenklaren Dezembernacht.

Warum bin ich gegangen? Ich habe dich geliebt. Und meine Zähne

klapperten in einem Anfall von Stille,

als die Stare mit den Flügeln flatterten

vor einem violetten Himmel.

Ich habe diesen Morgen empfunden als Stechen,

weißer auf deiner rohen Haut, als das Gezwitscher

und Pfeifen in Schmerz ausbrachen. Und meine Finger,

träumte ich, flossen wie Quecksilber

über das schwankende Pendel.

Autoren benötigen Worte.
Worte benötigen Zeit

Unterstützen