Wirtschaft

Negativ Zinsen für Sparer – Der Raubzug geht weiter

15.11.2014 - Marc Friedrich & Matthias Weik

Jetzt ist es soweit. In Deutschland verlangt mit der Skatbank, die Internet-Tochter einer Volksbank in Thüringen, die erste Bank Strafzinsen auf Guthaben von mehr als 500 000 Euro. Fällig wird der Negativzins für den Kunden erst, wenn seine Gesamteinlagen die drei Millionen Euro Grenze überschreiten. Somit wird dies die meisten Bundesbürger vorerst nicht betreffen. Jedoch ist jetzt nicht mehr von der Hand zu weisen, dass Deutschlands Sparer endgültig die Zeche für die vollkommen aus dem Ruder gelaufene Rettungspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bezahlen.

Heute wird noch der eine oder andere Bürger sagen: “Diese Maßnahme betrifft mich nicht, weil  mein Kontostand nicht ansatzweise diesen Betrag anzeigt.“ Dies kann sich jedoch ganz schnell ändern. Noch wird von Seiten der Volksbanken und Sparkassen für Beruhigung gesorgt. Laut dem Raiffeisen- und Volksbanken-Verband BVR und des Sparkassenverbands DSGV soll die Causa Skatbank ein Einzelfall bleiben. Eine BVR-Sprecherin teilte mit: „Der BVR spricht sich weiterhin gegen negative Zinssätze für Einlagen von Privatkunden aus.“ Laut DSGV sei der Wettbewerb in Deutschland so intensiv, dass er Strafzinsen nicht zulasse. Asoka Wöhrmann, seines Zeichens Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management und somit oberster Vermögensverwalter der Deutschen Bank, sieht das bereits grundlegend anders. Nach seiner Einschätzung werden Strafzinsen auf Konten und Sparbüchern von Geschäfts- sowie Privatkunden bald zur Normalität. Wir sollten uns alle vor Augen führen, was diese Aussage bedeutet.

Es ist unabdinglich, sich zu verinnerlichen, was Geld überhaupt ist. Geld ist der Gegenwert für die menschliche Arbeit, Geld ist also ein Anspruch auf Waren oder Dienstleistungen. Die Bürger können ihr Geld durch Konsum verbrauchen oder aber auf eigenen Konsum verzichten und sparen. Dieser gegenwärtige Konsumverzicht wurde, bis die Notenbanken global angefangen haben, die Zinsen immer weiter zu senken und somit begannen „Geld zu drucken“, mit Zinsen belohnt. Sparer haben der Bank ihr Geld gegen Zins geliehen und diese hat es weiter an Unternehmen gegen einen höheren Zins weiterverliehen. Diese Unternehmen haben Waren hergestellt, beziehungsweise Dienstleistungen erbracht, und mit den erwirtschafteten Erträgen den Kredit abbezahlt. Sparer haben also durch ihren Konsumverzicht Investitionen, und somit Wirtschaftswachstum ermöglicht. Heute ist der Sachverhalt grundlegend anders. Die Notenbanken drucken Geld, um faktisch bankrotte Staaten und marode Banken künstlich am Leben zu erhalten. Die Banken werden mit dem billigen Geld der Notenbanken überflutet und das Geld der Sparer ist nichts mehr wert. Dies spiegelt sich in den niedrigen Zinsen wider. Folglich wird der Sparer durch die Notenbanken seiner Möglichkeit beraubt, aktiv für das Alter vorzusorgen. Eine verheerende Altersarmut ist vorprogrammiert.

Jedoch kann der Sparer dessen Sparvermögen sich auf über 5 Billionen Euro belaufen knallhart zurückschlagen.

Den Protagonisten bei der EZB, in der Politik und der Finanzbrache sollte bewusst sein, was geschieht, wenn der Sparer anfängt zu rechnen, folglich eiskalt zurückschlägt, sein hart erarbeitetes Geld abhebt und ins Bankschließfach legt, anstatt es auf seinem Konto zu belassen. Dies geschieht spätestens dann, wenn die Verluste durch Negativzinsen die Kosten eines Schließfachs übersteigen. Auch der EZB sollte klar sein, dass die Bürger Europas rechnen können. Fakt ist, dass nur ein Bruchteil der Buchgeldmenge tatsächlich physisch als Bargeld existiert. Die Ausbezahlung allen Buchgeldes (aller Kontostände) ist unmöglich. Kontostände sind nichts anderes, als Zahlungsversprechen, von denen bereits im Voraus feststeht, dass sie nicht eingehalten werden können. Vom praktischen Standpunkt gesehen, könnte man es durchaus als ungedeckten (bzw. kaum gedeckten) Scheck sehen. Abgesehen davon gehört das Geld auf dem Konto nicht dem Sparer, sondern der Bank. Dies sollte seit dem sogenannten Bail-In auf Zypern, die Gläubiger (Aktionäre, Anleihebesitzer und Sparer) retteten die Banken, bekannt sein. Heute ist das Zypernmodel europäisches Gesetz. Der Sparer hat lediglich eine Forderung an ein Unternehmen, welches bis unters Dach verschuldet ist. Ein Blick auf den Eigenkapitalanteil ihrer Bank wird Ihnen das bestätigen. Bisher haben die meisten Sparer diesen Aspekt noch nicht bedacht. Doch spätestens, wenn sie anfangen draufzuzahlen, wird ein Umdenken stattfinden und die Banken stehen vor einem immensen Problem. Da jedoch nur zwei Prozent aller Euros physisch existieren wird die Politik dies anhand von Bargeldabhebungsbeschränkungen zu unterbinden wissen.

 

Bargeldabhebungsbeschränkungen bedeuten nichts Weiteres, als dass Sie sich nicht mehr gegen die Enteignung der EZB wehren können und dafür bestraft werden, dass Sie etwas für das Alter zurücklegen möchten. In Zeiten von oftmals manipulierten Märkten und teilweise gigantischen Blasen an Aktien- und Immobilienmärkten klingt die Aussage von Asoka Wöhrmann, dessen Bank selbst im letzten Quartal einen Verlust von 92 Millionen Euro verbucht hat, wie blanker Hohn: „Statt sich arm zu sparen, müssen wir Deutschen wieder mehr konsumieren und gleichzeitig vernünftig investieren“. Es gibt kein Grundrecht auf Zinsen, jedoch steht heute noch einem jeden frei, das Geld auf dem Konto zu belassen oder ins Bankschließfach zu legen. In beiden Fällen gewinnt die Bank – beim Geld im Schließfach jedoch bedeutend weniger -  und das Geld gehört Ihnen. In unruhigen Zeiten kann dies ein äußerst beruhigendes Gefühl sein.

 

 

 

 

 

 

 

Foto: © FalkoMD

Autoren benötigen Worte.
Worte benötigen Zeit

Unterstützen