Ausgabe #98

Aus der Chefredaktion: Ausdauer haben müssen

15.10.2017 - Alia Hübsch-Chaudhry

Liebe Autorinnen und Autoren, liebe Leserinnen und Leser,

unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Arbeit und Zeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen: das sind für Albert Einstein grundlegende Voraussetzungen, die wir für unsere Arbeit brauchen. Dabei ist Ausdauer so ein Wort, das bereits beim bloßen Lesen anstrengen kann. Es handelt sich um die Eigenschaft, „sich einer Sache eine lange Zeit und ohne Nachlassen des Interesses zu widmen“, um die Fähigkeit, „eine Leistung über einen langen Zeitraum erbringen zu können.“ Es scheint, als sei Ausdauer noch wichtiger als Ehrgeiz und Motivation. Etwas auch dann zu tun, wenn man keine Lust hat es zu tun, weil man weiß, dass es wichtig ist, es zu tun - das kostet viel Überwindung. Aber ohne Ausdauer, ohne dieses Sich-selbst-Zwingen, würden wir es nie schaffen, außergewöhnlich hohe Leistungen zu erbringen, uns selbst zu verbessern, voranzuschreiten, Ziele zu erreichen, wovon andere träumen. Wovon leben tiefe Freundschaften, wachsende Beziehungen, erfolgreiche Unternehmen und unvergessliche Reisen? Von der Entscheidung, dann weiter zu machen, wenn andere aufgeben, dann nach vorn zu schauen, wenn andere den Weg verlassen und dann lernen zu lieben, wenn andere es nicht mehr schaffen. Das eröffnet Horizonte und ermöglicht Höhen von ungeahnter Tiefe.

Doch lohnt sich Ausdauer in einer Sache nur dann, wenn der Grundstein dessen solide ist und die ursprüngliche Idee uns überzeugt, wenn die Arbeit Früchte bringen kann, vielleicht sogar bereits einmal fruchtbar war und es Hoffnung gibt. Die Bereitschaft zu besitzen, die bisher investierte Arbeit in ein Projekt, in eine Beziehung, in eine Reise zu verwerfen, ist vermutlich noch viel schwieriger, als Ausdauer. Sich einzugstehen, bereits zu Beginn den grundlegenden Fehler gemacht zu haben, sich in etwas verrannt zu haben, benötigt sehr viel Mut. Und noch mehr als das, viel Demut.

Auch in unserer neuen Ausgabe von DAS MILIEU geht es um Ausdauer und die Bereitschaft, den Status Quo zu verwerfen. In der neuen Folge von „Illuminationen“ zum Beispiel schildert der Autor die Strapazen des Familienurlaubs und den Zwang zur Selbstverwirklichung. Enny Qureshi stellt im MILIEU-Mosaik 15 Menschen die Frage, was ihre Erkenntnis des Lebens ist. Im Essay von Lars Jaeger erfahren wir, für wie löblich er die Arbeit der Nobelpreisträger des Jahres 2017 einschätzt. Wie bahnbrechend Einsteins Arbeit war, wissen wir ja bereits. Damit viel Spaß beim Stöbern!

Beste Grüße,
Alia Hübsch-Chaudhry





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