
Aus der Chefredaktion: Das Rätsel lösen
15.01.2018 -Liebe Autorinnen und Autoren, liebe Leserinnen und Leser,
in letzter Zeit durfte ich ungewöhnlich viele neue Städte erkunden und unterschiedliche Menschen treffen. Oft fiel mir auf, dass wir entweder viel Zeit damit verbringen, in Erinnerungen zu schwelgen oder Ereignisse in der Zukunft zu planen. Was zu kurz kommt: Die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment. Dadurch verpassen wir unheimlich viel abseitiges, überraschendes und bezauberndes. Manche warten auf bestimmte Ereignisse, andere jammern Dingen hinterher - so als hätten sie ewig Zeit. Wie schnell es aber in Wirklichkeit vorbei sein kann, mit unseren Plänen, das wurde mir bei einer Autofahrt auf Valentia Island in Irland bewusst. Auf meinem Handy ging die Kurznachricht ein, dass der 6-jährige Neffe meines Schwagers bei einem schweren Autounfall ums Leben kam. Das war verrückt. Vor meinem physischen Auge: der Tetrapod Trackway - 385 Millionen Jahre alte fossile Spuren des ersten Landwirbeltieres auf einer scheinbar menschenleeren Insel. Gleichzeitig vor meinem geistigen Auge: der kleine Junge, den ich noch letztes Jahr flüchtig beim Spielen beobachten konnte und sein unheimlich kurzes Leben. Die Gegenwart kann manchmal nur schwer erträglich sein.
Und es fällt oft schwer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenzubringen, selbst einen Sinn zu erkennen, zwischen dem was war, was ist und was sein wird. Es ist wie das Kinderrätsel, bei dem man Punkte miteinander verbinden muss, um in diesem Punktedschungel ein Bild erkennen zu können. Das geht im Leben oft nicht, wenn wir mittendrin sind und ganz nah davor stehen. Erst aus der Distanz und in der Rückschau, erkennen wir womöglich die Bedeutung unseres Selbst als Teil einer Geschichte, die wir nicht kennen. Doch es kann auch passieren, dass für uns nicht alles einen Sinn ergibt, dass wir uns verrätseln. Nicht immer kommen wir allein auf des Rätsels Lösung und sind verständlicherweise auf der Suche nach demjenigen, der uns die Verbindungslinien verrät.
In der neuen Ausgabe geht es in der Rubrik "durchBLICK" um die YouTube-Serie "Mali" der Bundeswehr. Zudem klärt der Ernährungswissenschaftler Dr. Martin Rubach im MILIEU-Interview über Ernährungsmythen auf. Außerdem erklärt der Physiker und Philosoph Lars Jaeger was uns nach einem anstehenden Bitcoin-Crash erwartet. Wo da der rote Faden ist? Findet es heraus ;)
Beste Grüße,
Alia Hübsch-Chaudhry
Chefredakteurin
