Gedicht

Bitte hör nicht auf!

01.07.2014 - Tariq Chaudhry

Wieso sieht das Leben so vernebelt aus,
Blick in den Spiegel: Wie blass du ausschaust,
Kardiograph piept vor sich hin im Takt,
Hätt jemand zu mir vor Jahren gesagt,
Dass das Glück dem Leben die Treue entsagt,
Hätt gelächelt, es als selbstverständlich abgetan,
Dem Genuss hingegben, mein Leben fortgefahrn,
Habe stets an mich und meine Kraft geglaubt,
Durch harte Arbeit eine Illusion erbaut,
Das Leben in Oasen gab keine Zeit zum sinnen,
Sorgen dieser Welt, kein Raum zum entrinnen,
Jugend kam, Jugend verging,
Kinder kamen, Kinder gingen,
Träume kamen, Träume vergingen,
Leben kam, nun muss das Ende gelingen,
Die Kraft sie fehlt, der Atem er stockt,
Das Herz es pocht, der Körper entseelt,
Wie lange muss ich leiden, wie lange geht es noch,
Waren meine Handlungen richtig, gibt es einen Gott,
Fragen über Fragen, keine Antworten,
Gedanken über Gedanken, keine Ruhe,
Sagt man nicht, dass Sterbende ruhig entschlafen,
Bekannte, Verwandte scharen sich nun ums Bett,
Können es kaum erwarten oder kommt mein Ende jetzt,
Diese Unruhe in mir hielt mich stets im Griff,
Nun wird sie stärker, das piepen gerät schneller,
Bin nun nicht viel belehrter, obwohl das Haar ergraut,
Der gefürchtete letzte Atemzug, lang und ausgedehnt,
Bin vom einzigen Wunsch beseelt: Bitte hör nicht auf!

 

 

 

 

Foto: © Phil Dragash

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