Gedicht

Der Mensch und das Wir

15.10.2013 - Felix Kroll

Ich will sein wie ich bin,
muss leben mit euch,
such‘ woanders nach Sinn,
doch rede auch Deutsch,
wenn nicht gut ist nicht schlimm,
es genügt schon ein Lächeln,
als Mensch bestimmt,
durch Stärken und Schwächen,
gesell mich gerne dazu, grenz mich gerne mal ab,
geh gerne mal raus, guck in die Sterne bei Nacht,
bleib gerne mal Zuhaus, im Kreis der Familie,
mach mit Freunden ein drauf, wir teilen Werte wie Liebe,

Deine, meine, seine Kultur,
kommt zeigt sie her, und seid nicht stur,
nichts sehen, nichts hören, nichts sagen,
kann’s auch nicht sein, stellt Fragen,
verhätschelt mich nicht, versetzt euch in mich,
erschein ich auch grell, ist es letztlich doch Licht,
 ein Hoffnungsschimmer,
am Horizont der erweitert wird,
er glimmt, gewinnt,
Angst scheitert, stirbt,

Nicht zu dulden, wer nimmt sich das Recht?
Die Pflicht als Mensch, wer wird ihr gewahr?
Respekt statt Stress, ist wovon ihr sprecht,
Auf Augenhöhe ja,  doch nur um ein Haar,
beinah, so scheint es, ist gut gemeintes,
vermeintlich höchstens Selbstzweck,
was kann man tun, ich einzelner Mensch,
als ob ich allein die Welt rett‘

Wo ist mein Platz, wo war er früher?
sind wir nicht alle, Schwestern und Brüder?
 alle ein bisschen verschieden und gleich,
warum nur bekriegen, wozu all der Streit?
Doch Streit ist Gespräch, zu Reden tut gut,
was bringt uns außer Blut,
Zorn, Hass und die Wut?
Irren ist menschlich, Menschen sind irre,
sie irren umher, verwirren sich sehr,
und grade ob des Menschseins,
fällt‘s ihnen halt schwer,

Leben miteinander,
Lernen voneinander,
Farbfroheit der Wesen,
einander haben,
einander widersprechen,
die Hände sich zu geben,
Worte heizen die Stimmung hoch,
Flocken verschmelzen zu Schnee,
gutes Argument,  mein Stolz so groß,
ich sag es doch, „Touché“
sind Meinungen auch, oft kontrovers,
so dürfen sie doch gelten,
ein guter, oder schlechter Scherz?
Uns trennen manchmal Welten.

Jahwe, Gott, Allah,

oder ist dort gar nichts da?

Große Pläne, kurzes Leben,

Wenig Brücken, viele Gräben.

Ängste und Hoffnung geteilt in unseren Wünschen,

darauf geschwört,

davon gehört,

empört!

Hass in den Augen,

zu glauben zu wissen,

zu wissen zu glauben,

auf das wir uns trauen.

Offene Türen, statt Zäune und Grenzen,
dahinter verborgen,
sind träumende Menschen,
das ist nicht deine Vision?
Dann sag mir deine Version,
fließ ruhig mit ihm mit,
oder teile den Strom,
denn Streit ist schon gut,
doch noch schöner vergeben,
es ist Zeit für Mut,
steig in den Zug namens Leben,
im überfüllten Abteil nachts,
macht sich Feindschaft breit,
aber mein Freund, diesen Hass,
haben wir beide leid.

 

 

 

 

 

 

Foto: © Fran Simó

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