Gedicht

Eure Welt – meine Welt

01.03.2016 - Hannah Frontzek

Es ist schon dunkel draußen.
Ich schlendere durch die Straßen, ziehe um die Blocks.
Versuche, dabei gelassen zu wirken.
Hände in den Hosentaschen.

Ich wage einen Blick nach links, einen anderen über die Schulter.
Und niemand sieht mich.
Ich will schreien: "Hier bin ich – seht mich an!"
Doch keiner würde mich verstehen.

Die Augen der Frau durchbohren mein Fleisch,
ein grauer Blick geradeaus.
Verstaubte Augen,
eingerostetes Lächeln.

Links ein Haus, ein Licht.
Es beherbergt eine Familie.
Sie haben sich, denke ich. Sie haben sich noch.
Höfliches Lachen, dampfender Kohl.

Und ich frage mich wieder: Wieso, wieso nicht ich?
Was habe ich euch getan, dass ihr alle akzeptiert, nur nicht mich?
Ist es meine Herkunft, meine Farbe?
Denn dafür kann ich nichts.

Ich schiebe meine Kapuze tiefer ins Gesicht,
und mache vor der Menschheit dicht.
Das einzig gute an meiner Hautfarbe ist,
wenn ich nicht gesehen werden will, sieht man mich nicht.

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