Gedicht

HIMMELGRÜN

01.07.2016 - Faten El-Dabbas

Farbenblind sind sie,

sehen nur schwarz und weiß,

sehen was ich nicht bin,

doch nicht welche Werte ich preis.

Und so sitze ich nun hier ohne Stift und Papier

träumend in Gedanken,

die Friedenszeilen schreiben in den Himmel über mir.

Grüne Blätter fallen von der Baumkrone,

unter der ich sitz‘

kristallblaue Tränen fallen aus den Augenwinkeln

entlang meines Gesichts.

Warum sind sie überzeugt, sie wüssten mehr über mich,

als das ich von mir weiß?

Warum missfällt ihnen mein Kleidungsstil

und warum löst mein Name Chaos in ihrer Anwesenheit aus?

Wer ich tatsächlich bin kümmert sie nicht, denn

sie sehen mich als Außenseiterin, als Muslimin und als Frau.

Muss das alles sein,

dass ich mir die Finger verbrenne,

wenn ich meine Hand reich'?


Mein Blick schweift nach oben

zwischen dem grünen Kleid des Baumes schimmert das Blau

das Blau des Himmels vermengt sich mit dem Grün des Baums

und in diesem Moment wünscht` ich diese Annäherung gebe es auch

zwischen mir und zwischen ihnen,

zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen.

Denn wenn ich doch nichts Schlimmes daran sehe,

warum sehen sie rot und wenden sich weg?

Ich aber sehe grünes Licht,

denn wie das Wasser aus dem Brunnen

habe ich meine Weisheit von klein auf geschöpft,

tief gegriffen habe ich in die alte Schatzkiste meiner Religion

und mein Griff war eine Hand voll Hoffnung –

Hoffnung in der Farbe:

Himmelgrün.

 

 

Textauszug aus Faten El-Dabbas Buch ,,Kein Märchen aus 1001 Nacht", Cosmics  Verlag, 2016.

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