Gedicht

Himmelskind

15.05.2018 - Alia Hübsch-Chaudhry

"Der Mensch ist soweit, wenn er so weit ist", sprach das Himmelskind, nachdem es in den dritten Raum, den hohlen Baum, fiel und reimte.

Hast du dir eigentlich schon einmal die Frage gestellt, was dich hier im Nebel, was dich hier im Leben hält?

Du atmest Rauch aus, stehst auf dem Schlauch drauf, deine Luft ist bitter, du spielst mit der Zither, Kain, Er: wer ist fitter?

Du trägst ohne es zu wissen, dein Gewissen in den Tod

Du trägst Kanister zu Kanister, schwere Heere zum Pilot

Du siehst die Drohnenflieger kreisen, wie die Katzen um die Meisen

Siehst Sanktionen Kinder treffen, Kranke, Häuser, ihre Speisen

Was passiert ohne das Den? Die WegweisenDen oder Den Weg der Weisen

Den Idiopathischen Idioten; er sammelt Schrotkugeln statt Brotschrot für die Leisen

Wo bist du, edler Ritter, und wo dein Hemd aus purer Seide? Was ist dein Od, was dein Augengitter und wie find ich deine grüne Weide?

-

Du zoffst. Du zoffst und haderst, redest und laberst: Gebt mir nur meinen weißen Schimmel, Reiten will ich zum Horizont. Aber sagt mir erst: WER reitet mit mir zum Himmel und wer steht gekonnt an meiner Front?

Du bist ein Mitläufer. Ein Verkäufer. Ein ungleichfarbiger Drang, ein steiler Hang. Ein Abgrund.

Dein Horizont ist nicht der Himmel. Und nicht dein Pferd, dein Wort ist Schimmel!

Dein Horizont ist schwungvoll in den Matsch gesprungen. Platsch! Und du. Du hast nie gerungen.

Für dich war es ein Unfall,  ähnlich wie der Urknall! Das Schicks-All! Der Erdball! Ein Widerhall!

YOLO! Der Mensch ist einfach so! Ein vernünftig zerstörendes Tier im Zoo

Der erste Sternenschubser im Domino, der Hottentotten-Hass-Aufdreher im Cabrioradio

Fressen oder gefressen werden, im Lügenszenario. Lallen oder auf die Fresse fallen.

Und über dir zieht Hochgewitter, du- Galgen-Männchen!-, rätst deines Glückes Quäntchen

Dein Raten kann ein Fehler sein. Jeder Fehler eine Pein. Jeder Fehler eine Wahl. Jeder Fehler eine Qual. 

In deinen Füßen tiefe Splitter, du -Stehauf-Männchen!, suchst im Rausch-Kännchen dein Glück: in der einen Hand die Kippe, vor der anderen die Klippe. 

Und wie erklimmst du steile Berge? 

Auf Los, Geht´s los, weißt du. Schau nicht mehr zurück.

Warten auf das Los, Werfen spitzer Pfeile. Warten auf das Los? 

Auf Los gehts Los. Hinter dir Moos, auf deinem Schoß, Moos. Wann gehts los?

-

"Der Mensch ist soweit, wenn er so weit ist"

Der Mensch ist so weit nicht gegangen. Er hat nur seinen Platz gefangen.

Und der Platz hat ihn gekriegt. Bekriegt. Besiegt.

Der Platz hat ihn zum Sitzenbleiben gezwungen.

Der Sitzenbleiber

Der Gedankenverweigerer

Einer, der zwischen den Stühlen schwitzt

Ein Gedankenblitz-Veriss, ein großer Ritz, ein auf gelben Zetteln verflogener, verlorener, auf dem Boden gelandeter Gedanke, Wiederkauer.

Jetzt still.

Gewohnte Bilder Schaffen Ur-Vertrauen. Was alles bleibt, auf das wir bauen. Ein Schauen. 

Ein Rücken. Rücken tragen was wir annahmen, Rücken tragen, was wir gaben, Welcher Ruck

-

Himmelskind schreit geschwind. Schreitet. Nach vorne.

-

Welcher Ruck....

Schafft einen Sprung?

-

Ich weise dir nicht den Weg

Ich zeige dir nicht deinen Platz

Du gehörst dir nicht zu dir

Du gehörst dir nicht

Du gehörst hier nicht

Du bist ein Reisender

Und jetzt

Tritt einen Schritt zurück.

Autoren benötigen Worte.
Worte benötigen Zeit

Unterstützen