Gedicht

namenslos, nicht gefühlslos

15.11.2015 - Tuba Ahmad

Abhang. Nur für eine Sekunde, vielleicht für eine Millisekunde das Gleichgewicht verlieren. Und du fällst. Du rollst. Du stolperst. Du stockst. Du stürzt. Lässt dich fallen wie eine Marionette und unten? Da bleibst du liegen. Verletzt, zerschunden, verlassen, gebrochen. Deine Augen blicken nach oben, die Arme kraftlos neben dir, deine Beine spürst du schon nicht mehr. Über dir strahlend blau der Himmel, deine Träume, deine Ziele, so real, doch so unendlich fern. Unnahbar. Unerreichbar. Du siehst eine Traube von Menschen am Rande des Abhangs, verschwommene Gestalten, die sich über den Rand beugen. Sie werden gehen, dich liegen lassen, sie können dir nicht helfen. Zu tief bist du gefallen. Ihre Rufe erreichen dich nicht. Du schließt  die Augen für einen Moment. Es wird dunkel um dich herum. Und still. Du tauchst ein ins Meer, das Wasser dämpft die Umwelt, das Wasser hüllt dich ein, es verschluckt dich, es umarmt dich und lässt dich nicht mehr los. Es ist dunkel um dich herum.


Abhängig. Nur für einen Moment, vielleicht sogar weniger, die Kontrolle verlieren. Und du verlierst dich. Gerätst in eine Spirale, immer und immer wieder. Tauchst auf, tauchst unter. Du spürst das Gewicht an deinen Füßen, es zieht dich runter, immer tiefer. Du kämpfst, aber die Kraft schwindet, das Gewicht bleibt. Und du verlierst dich. Verlierst dich in der Tiefe des Meeres. Lässt dich sinken. Bis komplette Finsternis herrscht. Und unten? Da bleibst du liegen, wie eine Marionette, dessen Besitzer sie vergessen hat.

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