Gedicht

Überdruss

15.09.2017 - Cansev Duru

Dem Überdruss zum Opfer gefallen
bin ich schon so oft in meinem Leben.
Immer seltener lasse ich mich glücklich stimmen immer öfter von Banalitäten enttäuschen.

Stillstand ist mein größter Feind.
Damit ist die Unproduktivität gemeint.
Sie gibt mir das Gefühl, ein Nichts zu sein
in diesem egozentrischen Uhrwerk
gestellt auf Erfolg, Lifestyle und Selbstinszenierung.

Ich bleibe nie stehen!
Zu viel Angst habe ich davor
in die Irrelevanz, in die Unbedeutendheit zu fallen,
sich mit fragenden Gesichtern zu konfrontieren,
die Rechtfertigung von der vergeudeten Zeit verlangen.

Vergeudete Zeit... die ganze schöne Zeit...

Ob Stunden oder Tage
so absurd erscheint mir trotz allem die Erwartungshaltung,
das Agieren meiner Mitmenschen. das Nachahmen ihrer Taten
sind plötzlich gute Manieren welche ich geleitet von
ihren Zwischenrufen zu Tage lege:

NUTZE DEINE ZEIT, NUTZE DEINE JUGEND!
NUTZE DEINE CHANCEN, NUTZE DEINE FÄHIGKEITEN!
NUTZE DEIN CHARISMA, NUTZE DEIN ÄUßERES!
BENUTZE ALLES UM DICH HERUM, WAS DICH WEITERBRINGT!

So verliere ich mich nur
in fremden Leistungsdruck,
verfremde mich von mir selbst
Stück für Stück – Ruck für Ruck.
Ich bin für sie nicht berechtigt zu existieren. Denn sie wollen bloß eine Schablone,
eine angemessene, anständige,
freundliche, immerzu lächelnde Schablone.

Sie geben mir das Gefühl, falsch zu sein und ja, deswegen VERACHTE ich sie, diese konstruierten Charakteruniformen!

Und ja, sie denken sie seien frei

in ihrem Handeln, in ihrem Schaffen,

in ihrer VERDAMMTEN EXISTENZ,

Und ja, sie denken sie seien frei

Und ja, sie denken sie seien frei

in ihrem Handeln, in ihrem Schaffen,
in ihrer VERDAMMTEN EXISTENZ,
das gerade IHRE Meinung nicht manipuliert sei.

Und ja, ich sehe und beobachte sie
verfluche und... bedaure
sowohl sie als auch mich zugleich,
bin ich doch selbst im Spinnennetz gefangen
in Überforderung und Verzweiflung verfallen.

Genauso in die Falle getappt,
genauso in meiner Eitelkeit ertappt,
hängend an meinen Bedürfnissen
nach Akzeptanz und Anerkennung
renne ich ohne Sinn und Verstand
ihren Normen und Werten wie Götzen hinterher, weg vor Anbiederung und Massentauglichkeit, hin zur vermeintlich nützlichen Tätigkeit, fremdbestimmt und ohne Gewähr.

Ich gebe mir selbst das Gefühl, ein Verlierer zu sein. Scheine die Fertigkeit verloren zu haben,
mich nur auf eine einzige Sache
in meinem Leben zu konzentrieren,

mich nicht von Prokrastination
vereinnahmen zu lassen.
Scheine die Tugend nie erlernt zu haben, meiner diesseitigen Existenz auf Erden
mit Geduld und Weisheit gegenüber zu treten.

Denn es gab sie, eine Zeit,
in der ich wusste, was ich vom Leben wollte, eine Zeit ohne Überdruss und Leid.
Ohne diese Gewissheit zerfalle ich scheinbar voller tatkräftigem Überdruss
in eine nackte, hilflose Hülle,
ohne wahre Werte, ohne Liebe und Fülle. Ich wende den Hass gegen mich
doch suche mit letzter Kraft
einen Ausweg aus diesem Teufelskreis.

Gewandert, gescheitert,
gesucht und gefunden
erkenne ich nach und nach
allmählich meine eigene Wahrheit und erhörst auch du mein Bekenntnis, vernehme nun diese Erkenntnis:

Hasse nicht die Umstände
und Menschen um dich herum, vergib ihnen ihren blinden Wahn, nun sei es drum.
Sei es drum dich selbst zu kennen, sei es drum dich selbst zu lieben.

Denn verlierst du deine Liebe,
deine Empathie, deine MENSCHLICHKEIT, verlierst du dich in Hass, in Verachtung, im Überdruss der SINNLOSIGKEIT. 

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