Gedicht

Verantwortung

01.12.2019 - Sanna Hübsch

Ich schwanke

Schwanke wanke

Zwischen einer Schranke

Oder zwei oder drei

Einerlei

 

Müde Augen gucken

Aus dem Guckloch gucken

Aus der Haltung bücken

Wir bauen Brücken

Keine da.



Dabei bin ich eine

Brücke

Guck wie ich mich bücke

Aber nicht mehr so ganz.



Bin nicht an der Leine

Bin auch nicht deine

Mein Entzücken

Ist nicht mehr so ganz.



Deine Krücken

Bin ich nicht

Ich bleib lieber gerade

Denn verrückt werden 

Will ich nicht.

 

 

 



So viele Lücken

Wenn ichs wüsst

Du weißt es doch

Das du nicht richtig bist

Wenn du nur hören würdest

Tust du nicht

Und ich höre auf zu schreien

Oder nicht



Selbst wenn ich schweigen würde

Es ist einerlei

Egal wie es ist

Man hört nur einen



Und das bist du.

 

Jedes Mal

Wenn ich und wir

und alle anderen (außer dir) 

Dann endlich sich erheben,

sich nicht mehr ergeben,

dich nicht mehr stützen,

deine Erfolge uns nichts nützen,

nein, uns gefährden,

wir dich nicht mehr beglücken

und auch nicht mehr beklatschen


Dann weinst und schreist du

Und hast es doch so leicht

Denn kaum, dass du was sagst

Und kaum, dass du mal klagst



Dir hören doch immer und immer und immer alle zu 

und du 

du weißt das ganz genau

Und du und du und du

du trägst davon keine Sorgen

Schreibst und denkst und machst und tust 

Alles wie es dir gefällt

Aber leiden und schreien und weinen 

Das müssen dann wir

Wenn dein Gesagtes, dein Geschriebenes, dein Getanes

zu Konsequenzen führt.

 

Und wieder und wieder und wieder bist es dann du

die was sagt und sich beklagt und der zugehört wird

denn du hast das ja nicht gewollt, nein nie heraufbeschwören 

doch hast nicht letzendes die Deutungshoheit,

wer spricht und was gesagt wird und wem der Raum gehört?

 

Der Diskurs so klar, so sicher, so genau kalkuliert

Immer wieder aufbereitet, doch nie wirklich neu,

aber scheinbar immer wissenschaftlich legitimiert

und das alles, so fragen wir

im Namen der Wissenschaft, der Meinungsfreiheit und des Vaterlands

Und ja, du hast das Recht dazu, du darfst das wirklich alles tun,

Aber geht es nur um Recht? 

Und nicht mehr um Verantwortung?

Und wo bleibt mein Recht,

Wenn deine Diskurse, deine Diskussionen, deine Freuden

Auf den Schultern der Wissenschaft und Meinungsfreiheit

nur funktionieren

weil sie auf meine Kosten gehen?

 

Und ich

Ich bewege und bewege und bewege mich

In jede ersicht-

Liche Richtung

Aber es bleibt und bleibt

Bei den gleichen

Diskursen und Diskussionen

Und dann zu Blicken und Worten und Taten

Die du nie sehen, nie hören, nie fühlen wirst

 

Und dann irgendwann werde ich wütend und werde laut

Denn ich kann nicht ewig so tun

Als ob das alles so in Ordnung wär‘

Ich kann nicht ewig so tun

Als ob das alles wissenschaftlich wär‘

Und ich kann nicht ewig so tun

Als ob wir keine Verantwortung tragen

Denn selbst wenn wir das Recht haben zu reden

Sollten wir es bewusst wählen

Und selbst wenn wir das Recht haben zu schweigen

Sollten wir es bewusst wählen

Und selbst wenn wir das Recht haben zu gehen

Sollten wir es bewusst wählen

Und selbst wenn wir das Recht haben stehen zu bleiben

Sollten wir es bewusst wählen

 

Denn es geht nicht nur um Recht,

Sondern auch um Verantwortung.

 

 

 

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