Gesellschaft

Wie man Corona übersteht

01.04.2020 - Dr. Wolfgang Krüger

Ein unsichtbarer Virus ist die größte, weltweite Bedrohung unseres Jahrhunderts. Zwangsläufig müssen wir uns auf unsere Partnerschaft und Familie zurückziehen. Doch dies ist ein Härtetest für unsere Beziehungen. Deshalb sollten wir 6 Punkte beachten:

1.    Entscheidend für unser Zusammenleben ist immer die eigene Stimmung. Damit sie nicht nur von Angst geprägt ist, sollten wir erkennen: Die jetzige Situation ist eine enorme Belastung. Wir haben Angst um unsere Gesundheit, den Arbeitsplatz, müssen uns einschränken. Aber sie enthält auch eine Chance. Unser bisheriges Leben wurde durch viele Zerstreuungen geprägt, wir reisten viel, hatten viele Abwechslungen und müssen uns nun auf das Wesentliche konzentrieren. Dazu müssen wir kreative Antworten finden, indem wir uns überlegen: Was wollten wir schon immer erreichen: Wir wollten aufräumen, ein Buch schreiben, eine Fremdsprache erlernen, ein Instrument spielen. Dazu ist jetzt Zeit.

 

2.    Um nicht zu viel Angst zu entwickeln, ist ein strukturierter Tagesablauf wichtig. Also zusammen die Mahlzeiten einnehmen. Und sinnvoll sind gemeinsame Aktivitäten: man kann einander vorlesen und singen und musizieren. Und wir haben wieder Zeit für Gesellschaftsspiele. Diese haben immer eine feste Logik, verlässliche Regeln, die uns in einer Zeit beruhigen, in der es wenig Gewissheiten gibt.

 

3.    Wir sind in einer Partnerschaft auf einen engen Zusammenhalt angewiesen, auf viel Nähe, Gespräche, Körperkontakt. Die schönsten erotischen Romane sind übrigens in Zeiten der Pest entstanden. Aber wir brauchen auch Rückzugsorte und Distanz, indem sich jeder in seine eigene Welt begibt. Jeder sollte etwas haben, wo er die Welt um sich herum vergisst und wieder zu sich findet. Bücher sind dazu eine wunderbare Möglichkeit.

 

4.    Wir sollten den Kontakt mit Freunden intensivieren, indem wir telefonieren, uns Briefe schreiben, per Skype kommunizieren. Jetzt haben wir die Zeit, um unsere Beziehungen zu vertiefen, indem wir Freunden drei wichtige Fragen stellen: Wie geht es Euch, welche wichtigen Ziele wolltet ihr im Leben erreichen, wie können wir Euch dabei helfen?

 

5.    Wir sollten Netzwerke aufbauen, um den Kranken und Hilfsbedürftigen in der Nachbarschaft zu helfen. Jetzt ist Solidarität wichtig, um gemeinsam diese Krise zu überstehen.

 

6.    Zwangsnähe ist für jede Partnerschaft und Familie eine Herausforderung. Man bemerkt sehr schnell, was uns aneinander stört. Vermeiden Sie jedoch Konfliktgespräche. Jetzt ist humorvolle Toleranz die wichtigste Eigenschaft. Vielleicht gelingt es Ihnen, dass Sie gemeinsam einmal am Tag herzhaft lachen. Kindern gelingt dies sehr gut, indem sie ein Tier nachahmen, einen komischen Dialekt sprechen, auf einem Bein hüpfen oder sich gegenseitig abkitzeln. Oder erinnern Sie sich gemeinsam: Was waren bisher die komischsten Situationen ihres Lebens.

 

 

von Dr. Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Buchautor

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